Von: Kanape
Crew: Karen und Peter
Ab 01.Juli
Nach 3 Stunden Motorfahrt und natürlich einem ordentlichen Regenguss für Peter machten wir in Lieckershamn fest.
Das totale Gegenteil von Visby. Ein kleiner Hafen, ein paar Fischerbuden, ein kleiner Laden mit Hafenbüro und ein Restaurant mit Minigolf war alles was wir vorfanden. Und natürlich jede Menge Natur rundherum. Festmachen hinter einer Mole an Boje.
Karen sagte spontan: Wie ankern, nur mit Landanschluß.
Aber es wurde ein Abenteueraufenthalt: Die Luft würde schwüler und es kündigte sich ein Gewitter an. Von 22 bis 01 Uhr hat es denn auch heftig gegossen und die Blitze ließen es immer wieder taghell werden. Das Donnern hörte gar nicht mehr auf und einmal (siehe Bild) schlug der Blitz ca. 100m hinter uns an Land ein.
Der 2.te Tag war Erholung, alles so wie es sein soll. Fahrradtour zum 4km entfernten Kaufmann,
bisschen rumgammeln und sogar gebadet. Das Wasser hatte mittlerweile 20° C erreicht und dann ist baden Pflicht(selbst für Peter).
In der Nacht änderte sich dann das Wetter. Es wurde merklich kälter und eine alte Dünung brachte reichlich Schwell in den Hafen, wieder mal!
Morgens keine Sicht, starker Nebel hatte sich über das Wasser gelegt. Ein Blick auf die Wassertemperatur gab die Erklärung: nur noch 14° C. Bei Nordwind kein Wunder.
Nachmittags gegen 15 Uhr dann das Drama: Eine Segelyacht hatte sich im Nebel beim Einlaufen in die unbetonnte, enge Fahrrinne vertan und lief nach Backbord in die Klippen. Die Besatzung versuchte durch Kränkung und mit Motorkraft wieder frei zu kommen, wurde aber durch die Dünung immer weiter auf die Steine gedrückt. Das Schiff bekam Schlagseite und blieb mit 45° Kränkung liegen. Durch Abhören des Seenotkanals UKW 16 hörten wir die Pan Pan Meldung und dadurch erfuhr ich dass es eine mir bekannte Charteryacht aus Kiel mit 6 Personen Besatzung war.
Es ist ein Sch…gefühl in nur 150m Entfernung an Land zu stehen und nicht helfen zu können.
Die Besatzung klammerte sich auf dem schrägen Deck fest und wurde durch jeden Aufschlag auf die Steine durch geschüttelt.
Das Rettungsboot hatte sich gemeldet und die Stunde bis zur Ankunft wurde lang und länger. Sie waren in einem anderen Einsatz und mussten dann von Visby kommen.
Immer wieder brach die Nebelwand auf und wir hatten das Drama vor Augen. Dann wieder machten Nebelschwaden die Sicht gleich null. Selbst der Rettungskreuzer konnte die havarierte Yacht erst nach mehrfachem Anlauf finden.
Ein Bergungsversuch blieb erfolglos und so wurde die Besatzung von Bord geholt und an Land gebracht.
Am nächsten Morgen dasselbe Spiel: Dichter Nebel, null Sicht. Die Wassertemperatur war auf 10° C gesunken.
Erst am späten Vormittag konnte man das Schiff erkennen und ich stellte der Besatzung mein Schlauchboot zur Verfügung um einige Klamotten von Bord zu holen.
Später wurde dann noch einmal erkundet, ob und wie eine Bergung der Yacht zu bewerkstelligen sei. Dabei holten die Leute ihre Habseligkeiten von Bord und wir erfuhren dass es durch Risse am Kiel zu Wassereinbruch gekommen ist.
Ob eine Bergung in den nächsten Tagen möglich ist, entscheiden das Wetter und der Versicherer.
Ein einfaches Freischleppen scheint mir unmöglich. Dabei würde noch mehr zu Bruch gehen.
Ein trauriges Bild: Eine auf den Steinen liegende, ehemals stolze Segelyacht, mit noch teilweise schlagenden Segeln.
Bis zum nächsten Mal, Gruß Karen und Peter
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